Montag, 25. November 2013

Is this the way to Amarillo?

Den Weg nach Amarillo haben wir ja bereits nach einer anstrengenden Fahrt gefunden und weil es draussen so „grusig“ ist, bleiben wir auch gleich länger da. Wir wollen den Wintersturm „Boreas = griechisch, der Nördliche“ vorbei flitzen lassen. Nur, der blödsinnige Sturm will genau in dieselbe Richtung wie wir. Ein Texaner hat uns geraten, dem kalten und eisigen Wetter lieber hinterher zu fahren, was wir also nun auch machen. Wir haben ja genügend Zeit.

Samstag, 23. November 2013

Barfuss in den Schnee getappt – oder wenn Nussis einen gefrorenen Abwassertank haben


Na, das wär bei uns
 wohl nicht erlaubt!
Wir waren uns ja bewusst, dass wir irgendwann in den Schnee geraten, aber doch nicht so schnell, um Himmels willen. In Santa Fe sind die Temperaturen eisig. Trotzdem hält uns nichts davon ab, Santa Fe mit den ÖV zu erkunden. Schlechte Idee, so viele abgestürzte Menschen wie auf der Hin- und Rückreise mit dem Bus haben wir noch selten an einem Haufen erlebt. Da wird uns richtiggehend übel, als wir auf DER La Plaza all die Geschäfte mit Pelzmäntel und teurem Schmuck zu sehen bekommen. Ein richtiger Kulturschock, sozusagen. Fazit: Städte sind nach wie vor nicht das, was wir gerne besuchen.
Es "Schümeli" Schnee
in Santa Fe.
Nun zum Wetter. Über Nacht hat es geschneit, am Morgen brechen wir früh auf. Die Wetterprognosen für Santa Fe sind nämlich nicht rosig, auch Sturmwarnungen werden laut. Das Gebiet um Santa Fe herum (wir wollten eigentlich noch in den Bandelier und weitere Monumente besuchen) ist verschneit, die Strassen sind eisig. Wir verzichten auf weitere Besichtigungstouren und fahren ostwärts, heutiges Ziel ist Santa Rosa. Die Wetterverhältnisse sind anfangs nicht wirklich schlecht und so kommen wir rasch vorwärts und beschliessen, nach Amarillo, Texas, zu fahren. 
Brrrrr, das muss
nicht sein, oder?





Als wir die Staatsgrenze queren, sind die Felder kaum mehr verschneit, die Fahrbahn halbwegs trocken. Und so wundern wir uns natürlich sehr über ein Schneeräumungsfahrzeug, welches uns mit Warnleuchten zügig überholt. Ehrlich? Wir grinsen sogar noch ein bisschen. 
Da ist dieses Angebot
schon wesentlich besser!

Das sieht schon
etwas komisch aus!
Aber bald darauf wird klar, dass die Strassenverhältnisse ganz und gar nicht rosig sind. Obwohl die meisten kaum vom Gas gehen, ist für uns schnell klar, die Strassen sind komplett vereist. Und dann fahren wir fast im Minutentakt an ganz schlimmen und weniger schlimmen Unfällen vorbei. Die Massenkollision in der Nähe von Vega, in dem 9 Trucks und 2 PW involviert waren, ist ein ganz besonders trauriges Ereignis des Wintersturms. Drei Menschen verloren dabei ihr Leben. Uns ist nicht mehr wohl. Eigentlich ist es doch nicht anders als bei uns, wenn viele beim ersten Schneefall ihre Winterpneus noch nicht montiert haben. Unterschied, wir sind uns nicht ganz sicher, ob hier überhaupt die Profile der Reifen kontrolliert werden. Wir befürchten, manch einer fährt locker mit der Sommerbereifung durch die Gegend. Dank Toms toller Fahrweise und auch mit etwas Glück kommen wir schliesslich in Amarillo an. Der Camping-Chef meint auch gleich, dass wir unbedingt zwei Tage bleiben sollen, denn die Verhältnisse werden scheinbar nicht besser.
Kurz, nachdem wir uns installiert haben, bemerken wir unseren Fauxpas. Wir haben nämlich auf unserer Fahrt in die Kälte vergessen, den Abwassertank zu entleeren, bzw. den Hahn offen zu lassen. Und was nun? Ja, der Tank ist nun komplett vereist. Aber, nach dem heutigen Tag nehmen wir die Sache gelassen. Wir werden das Problem morgen in Ruhe angehen. Tom will den Tank ausbauen und ins Jacuzzi und diesen in den Innenpool mitnehmen, um den Enteisungsvorgang zu beschleunigen, versteht sich.

Donnerstag, 21. November 2013

White Sands – wo die Amis ihr Geld in die Luft jagen



Wow, wir geniessen den absolut herrlichen BLM Campground Aguirre Springs am Fusse der Organ Mountains. Der Platz liegt ganze 6 km von der Interstate 70 weg. Man hört also nichts vom Verkehr. Einzig Grillen zirpen wie verrückt und der Mond beleuchtet die Berge hinter uns und das Tularosa Valley vor uns. Vom Bett aus sehen wir auf Alamogordo. Hä, was ist denn daran so interessant? Die Distanz bis ins besagte Städtchen, welches übrigens von der Holloman Air Force Base lebt, beträgt 60 km. Wir sehen also auf das riesige Tal und, nicht zu vergessen, auf die White Sands Missile Range (Raketenerprobungsgelände der US-Streitkräfte). Als wir tags darauf kurz vor Mittag losfahren, werden wir bei der Einmündung auf die Hauptstrasse von einem besonders netten Sheriff angehalten. Es werde nächstens eine Rakete abgeschossen. Die Strasse bleibe für die nächsten 45 Minuten gesperrt. Er zeigt uns genau, wohin wir dann schauen müssen und bemüht sich dann extra zu unserem Auto, um uns zu sagen, dass es bald losgehe. Und dann geht das Geld enorm schnell in die Luft. Wie im Film hören wir über Funk des Sheriffs ...five… four… three… two… one! Das Ding zischt so schnell in die Wolken hinauf, dass wir es kaum mit den Augen verfolgen können. Kurz darauf wird die Interstate wieder freigegeben. 30 Kilometer später landen wir schliesslich in einer riesigen Polizeikontrolle. Sämtliche Autos werden genauestens durchleuchtet und auch der schnüffelnde Drogenspürhund ist nicht etwa niedlich. Endlich kommen wir im White Sands National Monument an.


Hier wurde ein Stück der ungewöhnlichsten Landschaften aus dem Raketenversuchsgelände herausgeschnitten und zum National Monument erklärt. Im Visitor Center wird ein hervorragender Film über das aus Gipsablagerungen entstandene, schneeweisse Dünengebiet gezeigt. Das Erlebnis ist dann auch ganz besonders eindrücklich. Nach einem herrlichen Brunch (Hunger!) und genügend Herumgehopse (Verdauung!) im weissen Sand laufen wir auch noch ein Stück in die Gipsdünenlandschaft hinein. Wie vorhergesagt umfängt uns bereits nach einigen hundert Metern das Gefühl der völligen Einsamkeit. Einfach grossartig. :-)

Gila Cliffs Dwellings in der Gila Wilderness – wie einst die Mogollon lebten!


Über den Apache Pass
Bereits einige Cliff Dwellings haben wir ja nun besucht, aber wir haben noch nicht genug. Die Bauweise in den riesigen Felsüberhängen fasziniert uns. So entscheiden wir uns für Besichtigung des Monuments gleich hinter Silver City.
Naja, wir sprechen ja schon wie ein Amerikanski. ;-) Das „gleich hinter“ ist nämlich ganze 70 km entfernt. Die enge und kurvenreiche Strasse führt durch den riesigen und traumhaften Gila National Forest. Wir sind mal wieder in der Wildnis. Da staunen wir nicht schlecht, als wir zwei Tage später und frühmorgens Peter und Brigitte, ein deutsches, pensioniertes Paar auf ihrer grossen Reise, antreffen. Die beiden sind mit einem umgebauten Puch unterwegs, haben in etwa die gleiche Route Richtung Baltimore wie wir und sind ganz einfach total auf unserer Wellenlänge. Peter und Brigitte waren vor über 40 Jahren in dieser Gegend und wollen alte Bekannte besuchen. Wir gehen davon aus, dass wir die beiden in White Sands wieder treffen werden.


Die Cliffs sind übrigens sehr empfehlenswert. Bereits der Trail zu den Klippenbehausungen durch den Canyon ist ein Abenteuer für sich, vor allem, da uns der Ranger ganz speziell auf die Klapperschlangen aufmerksam macht. Wir hatten eigentlich gedacht, dass die Dinger im Winter in ihre Höhlen verschwinden. Denkste, am Tag ist es hier herrlich warm, wenn nicht sogar heiss. Und die Sonnenhänge sind das ideale Plätzchen für ein Schlangen-Sonnenbad. :-)

Wilderness pur

Der Park stellt ein grosszügiges Angebot zur Verfügung. Mit einem Shuttle Bus tuckern wir frühmorgens (heisst für uns 8.35 Uhr) los Richtung Massai Point. Mit dabei sind auch Marc und Sirca (Schweizer Ehepaar mit englischen, bzw. finnischen Wurzeln), mit den beiden haben wir bereits am Patagonia Lake einen gemütlichen Weinabend verbracht. Unterwegs trennen sich unsere Wege dann definitiv. Die beiden laufen einen abgekürzten Trail. Wir hingegen haben unsere Route sorgfältig geplant und sind bereit für eine etwas längere Tour.

Fotos Chiricahua National Monument

Durch den Hunt Canyon gelangen wir zum Heart of the Rocks Loop, der, wenn man sich Zeit nimmt, eine volle Stunde Zeit kostet. Aber hier gibt es schliesslich auch enorm viel zu sehen. So entdecken wir die küssenden Steine, die alte Dame, die Ente auf dem Stein und ein quatschendes Ehepaar. Bevor wir dann in den Rhyolite Canyon gelangen, wandern wir durch den Sarah Deming Canyon. Um uns herum sehen wir nichts als Wildnis, bestückt aus sagenhaften, von Wind,
Wasser und Eis geprägten, Steintürmen. Nach Ankunft auf dem Campground legen wir die Füsse hoch und genehmigen uns ein herrliches Tessiner-Plättli. Ach herrje, unser Leben ist doch sagenhaft schön.


 
Tessiner Zvieri
(wenn schon kein Vermicelles ;-))

Chiricahua National Monument

Wir stellen fest, dass das Monument eher ein Geheimtipp ist. Denn: Der Park ist kaum überlaufen, auf den Trails trifft man nur selten andere Wanderer an und auch der Campground im Bonita Canyon ist praktisch leer. Dabei bietet der Park wirklich einiges. Bereits am ersten Tag, obwohl das Wetter nicht wirklich viel verspricht, laufen wir den Echo Canyon Trail mit allerhand herrlichen
Steinformationen die, wenn man mit etwas Fantasie genauer hinguckt, aussehen, wie Menschen oder Tiere oder sonstige Gebilde. Auch am Massai Point, dem hintersten, fahrbaren Punkt, laufen wir den kurzen Nature-Trail, der mit seinen vielen Schautafeln Interessantes zur Umgebung aufzeigt. So erfahren wir, dass im Chiricahua vier verschiedene Ökosysteme aufeinander treffen (Chihuahuan Wüste, Sonoran Wüste, Sierra Madrean und Rocky Mountains). Somit trifft man in der „Chiricahua sky island“ auf 1200 verschiedene Arten von Pflanzen. Auch die Tierwelt ist nicht minder vielfältig. In den südlich liegenden und warmen Canyons wachsen Kakteen, Agaven, Yuccas, Mexikanische Pinien und der spezielle Alligator Juniper, an Schatthängen hingegen sind Douglasien und Ponderosa Pinien vertreten. Auch Efeuarten und verschiedene Gräser gedeihen im Park prächtig. So erstaunt nicht, dass auch die Tierwelt entsprechend vielseitig ist. Nebst einer Menge an verschiedenen Vögeln sind auch Schlangen, Echsen, Stinktiere, „Jovelinas = Wildschweinart“, Waschbären, Coyoten, Berglöwen und Schwarzbären im Park vertreten. Ausserdem treffen wir auch immer wieder auf Arizona deers (Wildart, ähnlich wie Rehe), welche jedoch viel kleiner als ihre Verwandten, die Mule deers, im Norden sind. Wo in den frühen 1400’s Apachen Indianer lebten, siedelten sich 1888 schwedische Immigranten an. Die Tochter Lilian und ihr Gatte, Ed Riggs, erklärten das Gebiet früh als schützenswert, boten Gästezimmer an, bauten Trails und ritten mit ihren Gästen durch die Wunderwelt aus Steinen. Die beiden hatten einen guten Riecher.

Happy Summerdays

Ja, der Patagonia Lake bietet alles, was sich sonnenhungrige Touristen wünschen. Einzig einen Stellplatz finden wir hier nicht. Nicht das erste Mal haben wir vergessen, welchen Wochentag wir haben, geschweige denn, welche Feiertage den Amis bevorstehen. Nachdem uns die Rangerin vom Veterans-Day erzählt (immer am 11.11.) ist uns natürlich klar, weshalb kein einziger Platz frei ist. Sie gibt uns den Tipp, nach Patagonia auf einen RV-Park zu fahren. Ihr Tipp stellt sich schliesslich als grossartig heraus. Nebst herrlichen Duschen ist auch das WI-FI hervorragend. Natürlich reserviert sie uns dann auch gleich für die nächsten vier Tage einen Stellplatz im Park. Am Mittag des Feiertags machen sich dann all die armen „Zötteli“ wieder auf den Weg nach Hause. Schliesslich muss am Dienstag wieder gearbeitet werden. Auch unsere Nachbarn mit ihren vielen Kids verlassen den Platz. Es ist auf einmal richtig schön ruhig. Einzig die Vögel hört man zwitschern, in der Nacht eine Eule, viele Grillen, die zirpen und am Abend ist es immer noch herrlich warm. Nach einem Stellplatzwechsel für zwei Nächte, geniessen wir See und Wärme und „birdwatching“ und planen unsere Rückreise Richtung Baltimore. Wir haben nun noch genau einen Monat Zeit und noch viele Pläne. 

Luxus-RV-Resort zum Zweiten

Ja, wir lassen es uns gut gehen. Nachdem wir bereits am Lake Pleasant richtig schick residiert haben, buchen wir uns auf einem, mit allem Schnickschnack (geheiztes Sprudelbad und grosszügigem Pool) ausgestattetem, RV-Resort in Tucson ein. Naja, man gönnt sich ja sonst nichts. Nachdem endlich auch unsere Rückreise steht, fahren wir für mehrere Tage in den Patagonia State Park, sozusagen „Nussis machen Sommerferien“.
Gerade, als ich diese Zeilen schreibe, bemerken wir einen enormen Gestank auf dem Campingplatz. Kurze Zeit später fährt ein ganzes Aufgebot an Feuerwehr auf. Ein Trailer steht in Flammen und der Rauch ist beissend. Traurig für die Leute, denen das passiert. Fassungslos müssen sie mit ansehen, wie die Feuerwehr versucht, den Brand zu löschen. Nach unseren Informationen sind keine Verletzten zu beklagen. Wenigstens das.

El viento viene el viento se va por la frontera

Die Vegetation im Organ Pipe National Monument ist wirklich einzigartig. Wir haben die Zeit sehr genossen, weitere Wanderungen haben wir erst nach Sonnenuntergang unternommen, so heiss war es. Standardmässig sind die Ranger hier mit Maschinengewehren ausgerüstet. Wir allerdings bemerken sie nicht. Erst nach diversen stationären Grenzkontrollen, an denen auch wir 
genauestens kontrolliert werden merken wir, dass wir nahe an der Grenze zu Mexiko sind. Immer wieder treffen wir auf Grenzschutzpersonal. Dieses kontrolliert mit Quads das nahe liegende Indianergebiet der Tohono O‘odham, durch welches wir 200 km fahren.
In Tucson besuchen wir den Saguaro Nationalpark (Fotos). Hier gibt es die dichteste Anzahl der wunderbaren Kaktusart. Allerdings sind auch wieder sehr viele Feigenkakteen anzutreffen.

Der Duft der Wüste oder alles steht hier in Verbindung miteinander

Wenn es regnet, duftet hier alles anders. Vor allem der Kreosote-Strauch verbreitet ein berauschendes Aroma. Nachdem in der Nacht ein heftiges Gewitter übers Land zog, ist es tags darauf wieder herrlich schön und warm. Nach einer längeren Fahrt kommen wir schliesslich im Organ Pipe National Monument an. Der Kaktus, welcher dem Park seinen Namen gibt, überwiegt auch hier nicht. Nach wie vor ist der Saguaro-Kaktus am ehesten vertreten. Allerdings ist der „Meister der Wüste“ von anderen Pflanzen und Tieren abhängig. Sobald die Früchte im Juli reifen, werden die Samen von verschiedenen Tieren (Vögel, Fledermäuse) überall verteilt. Wenn dann der Monsunregen kurze Zeit später niedergeht, erhöht sich die Chance, dass erneut ein Saguaro wächst. Weiteres interessantes Detail: Ein Saguaro muss ungefähr 90 Jahre alt werden, bevor ein Seitenarm wächst. Allerdings kann man das Alter nicht genau bestimmen, da der Kaktus keine Jahresringe vorweist. Ein weiterer, herrlicher Baum ist der Mesquite-Baum. Bereits um das Jahr 1500 haben die ersten Siedler dem Baum ihr Leben zu verdanken. Die Samen wurden zu Mehl zerrieben und haben mehr Protein als Sojabohnen. Der Baum wird zu Recht auch Lebens-Baum genannt.
Die Sonora-Wüste umfasst 310‘0000 km2. Zusammen mit dem Schwesternpark in Mexiko bietet das Gebiet einen riesigen Schutz für allerhand Lebewesen. Und wir stellen fest, es gibt Leben in der Wüste. Bereits am Abend zwitschert es, dass es eine wahre Freude ist. Nebst einer Vielfalt von Vögeln leben hier auch Pronghorn-Antilopen, Schweine (Javelinas), Mule Deers, Füchse, Bobcats, Hasen. Natürlich sind auch der Coyote und der Mountain Lion vertreten. Ja, sogar Wüstenschildkröten sind nach dem Monsunregen sichtbar, obwohl diese 9 Monate unter der Erde leben. Nur in der Abend- und Morgendämmerung kommen die süssen Tierchen an die Oberfläche, um zu essen, zu trinken und um sich zu paaren. Wir freuen uns auf die Wanderungen durch das Wüstengebiet.

Sonntag, 3. November 2013

Unter der Sonne Arizonas



Die Wärme bekommt uns gut, allerdings ist es am Pleasant Lake (Nähe Phoenix) noch um ein Spürchen wärmer als im Dead Horse Range State Park, aber dazu später. Die letzten Tage haben wir einfach mal wieder so richtig genossen. Ab und zu ein Projekt, ansonsten einfach relaxen. Der Platz wird am Wochenende dann so richtig voll. Es ist tagsüber heiss, kaum ist die Sonne jedoch weg, kühlt es richtiggehend ab. So kalt, dass der Texaner gegenüber seine enorm laute Heizung ununterbrochen laufen lassen muss, ist es dennoch nicht gerade, aber was soll’s? Wir sind in Amerika, jeder tut, was er will. Dafür sind Dinah und ihr Mann umso niedlicher. Die beiden sind spontan aus Phoenix angereist, um ohne Kids ihren Hochzeitstag zu feiern. Dinah, ursprünglich aus New Jersey, ist völlig ausser Rand und Band, als ich sie bei einem gemütlichen Schwätzchen nebenbei frage, um was für eine Art von Schlange es sich denn handle, die sich so gemütlich unter unserem Auto niedergelassen hat. Ja, Arizona habe gefährliche Tiere, meint sie schliesslich, immer noch völlig ausser sich vor Angst. Interessant ist, dass sie die Erste ist, die auch Coyoten nicht unterschätzt. Nachdem sich die Baby-Klapperschlange (es ist übrigens eine diamontback rattlesnake) vom Acker macht, ist auch Dinah wieder 
etwas ruhiger. Okay, sie ist eine wirklich quirlige Amerikanerin, aber wirklich zum Knuddeln. Nebst uns amüsiert sich auch ihr Ehemann köstlich über sie. Die beiden empfehlen uns den Tripp über Jerome. Jerome liegt an der alten 89 und sieht fast aus wie das Aussteigerdorf namens Spruga bei uns im Tessin. Einfach herrlich. Nach der Überquerung des Passes sehen wir bald die ersten Saguaros.



Wow, die nehmen einem sprichwörtlich den Ärmel rein. Es sind die ersten, mehrarmigen Kaktusse, die wir in unserem Leben sehen. Und wir denken, es sind bei weitem nicht die Letzten. Unser Ziel, in den Organ Pipe NP zu fahren, ist nämlich immer noch aktuell. Vorerst lassen wir uns jedoch für zwei Tage im Luxus-RV-Resort am Lake Pleasant nieder. Immerhin müssen wir mal wieder Wäsche waschen. Wäre schon lange fällig, unser Wäschekorb war nämlich randvoll, gähn (mühsam die Hand vor den Mund haltend). Ausserdem müssen wir nun definitiv unsere Fähre buchen. Wir erwarten eine E-Mail von Seabridge wegen unserer „Wunschfähre“. So einfach scheint es nicht zu sein, da es sich um die letzte Fähre vor Weihnachten handelt. Naja, wir warten ab. Zeit haben wir genügend und wir haben noch eine Menge vor. Wir wollen unbedingt die Wärme und die Sonne Arizonas geniessen, bevor wir uns dann gaaaaaaaaaaaaaanz langsam auf den Rückweg Richtung Norden begeben. Tom hat eben die Wettervorhersagen für Santa Fe studiert. Scheinbar sind die Temperaturen dort im Minusbereich. Heisst also, wieder mal den Kleiderschrank umkrempeln.
Aber vorerst darf ich mal wieder in eleganten Flip-Flops durch die Wüste Arizonas „flipflöplen“. Oder doch nicht? Mir scheint, mit all den kriechenden Lebewesen hier, sind die spärlichen Treter nicht gerade das ideale Schuhwerk. Aber so what? Nach dem Motto, when in Rome, do as the Romans do! ;-)
Happy November wünschen wir euch von einem strahlend schönen Arizona (inkl. herrlichen Sonnenuntergängen). Nehmt brav eure Schals, eure Mützen und eure Stiefel aus dem Schrank und esst um Himmels willen für mich Marroni und Vermicelles mit viel, viel Meringue und Rahm, bis euch die Bäuche fast platzen. Danke bereits im Voraus dafür. Mein Verlangen nach diesen beiden Dingen ist zum momentanen Zeitpunkt kaum zu befriedigen ;-).

Happy Halloween

In Cottonwood laufen bereits tagsüber Angestellte des Safeway in Kostümen herum. Ein guter Grund, die für uns etwas unheimliche Tradition nur von weitem zu beobachten. Allerdings haben wir, im Fall der Fälle, genügend Süssigkeiten an Bord, falls kleine Gespenster an unsere knarrende Campertüre klopfen sollten.

Von weitem können wir dann die kleinen Geister und Gespenster von Cottonwood zwar hören, bis hinauf in den Park kommen sie jedoch dann nicht. Läck, sind diese Geister und Gespenster faul. Dann essen wir die Süssigkeiten halt selbst. Basta. In dieser gespenstischen Nacht hören wir dann auch immer wieder ein Rudel Coyoten, welches so nahe an unserem Camper heult, jault und bellt, dass man mit diesen Tieren beinahe Mitleid haben könnte. Allerdings nur beinahe. Über diese total gescheiten Tiere haben wir in den vergangenen Monaten immer wieder viel gelesen und recherchiert. Auffällig ist, dass die Kanadier auf die Gefährlichkeit der Tiere immer wieder aufmerksam machen, die Amerikaner hingegen halten diese Vierbeiner wohl für ungefährlich.
Wir freuen uns so sehr über die Wärme, dass wir beschliessen, noch zwei Nächte länger zu bleiben. Der Park verfügt über ein herrliches Trailsystem und bereits am ersten Tag sind wir mehrere Stunden im Park unterwegs.

Walnut Canyon – wo sich Nussis wohlfühlen :-)

Danke, Doris und Torsten für den Tipp. Der Walnut Canyon ist wirklich herrlich. Auch die Dwellings sind in wirklich gutem Zustand. Leider ist der komplette Trail wegen Instandstellung gesperrt. Unterwegs nach Flagstaff melden wir uns wieder einmal zuhause. Wir haben gute News erhalten. Meine Mam lässt bereits eifrig ihren Arm kreisen und auch Michelle muss ihr gebrochenes Handgelenk nicht operieren lassen. Wir vermissen euch und freuen uns auf das Wiedersehen an Weihnachten.

Fotos Walnut Canyon

Da es auch in Flagstaff nicht wirklich warm ist, wäre unser Plan, nach Sedona runter zu fahren. Sedona liegt 800 m tiefer als Flagstaff, wir sind also guter Hoffnung, auf wieder etwas wärmere Temperaturen zu stossen.  Wir bleiben jedoch schliesslich im Oak Creek Canyon hängen. Der zwar bereits schattige Forest Campground Cave Springs hat es uns angetan, wir geniessen wieder einmal ein richtiges Apérofeuer und können zu später Stunde endlich ein lebendiges Stinktierchen beobachten. Ansonsten sehen, oder besser gesagt, riechen wir die Tiere leider nur, wenn sie bereits tot im Strassengraben liegen.

Wir sind...


Petrified Forest National Park – wo Holz zu Stein wurde

Der hässliche Wind, der über den Park zieht, ist zwar warm, jedoch für Augen, Kameras und Auto eine Tortur. Die painted Desert ist herrlich, wäre natürlich bei schönem Wetter ein besonders toller Blickfang. Allerdings bläst der Wind dermassen stark, dass wir kaum mit offenen Augen durch die sandige Wüste laufen können. Obwohl wir bereits in Argentinien einen herrlichen versteinerten Wald besucht haben, verschlägt es uns beim Anblick der Farben der Baumstämme fast die Sprache. Eifrig besuchen wir Aussichtspunkte und laufen die kurzen Trails. Gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss kaufen wir uns drei herrliche Stücke des begehrten Holzes. Eventuell für künftige Ringe? ;-) Wer weiss, schliesslich feiern wir bald unser 20-jähriges Jubiläum ;-). Ein weiterer, herrlicher und traumhafter Tag geht zu Ende. Wir geniessen den Abend mit weiteren Campingfreunden auf einem Gratisplatz kurz vor dem Parkeingang. Der Wind bläst kräftig übers Land, die Sterne stehen jedoch wieder strahlend am Himmel, nachdem ein kurzer, kaum bedeutender Regenschauer die warmen Steine etwas abgekühlt hat. Was will ein Reisender mehr? Ein herrliches Glückgefühl durchströmt uns erneut. Wie konnten wir bloss mit unserem Leben so unzufrieden sein?

Fotos Petrified Forest National Park

Canyon de Chelly – wieder mal sprachlos!

Gleich zwei absolut wunderschöne Naturereignisse werden wir heute zu sehen kriegen. Eher spontan fahren wir auf dem Scenic Drive South Rim des Canyon de Chelly. Auf dem South Rim des Canyon ist nicht mehr viel los. Nach wie vor bläst ein erbarmungsloser Wind über die Ebene. An einem Aussichtspunkt treffen wir auf Antonio, der am Boden sitzt und zusammengekauert bei eisigem Wind seine Bilder auf Stein malt. Er erzählt uns aus seinem Leben und erklärt uns die Bedeutung seiner Bilder. Wir wählen ein „handliches“ Bild für unsere künftige Wohnung aus. Die diversen Aussichtspunkte bieten jeweils wunderbare Einblicke in den tiefen Canyon. Über den Spider Rock erzählt man sich eine etwas grausame Indianerlegende. Die Spider Woman bestrafte unartige Kinder. Die weissen Streifen auf der Spitze des Felsens sind die Gebeine der dort oben gekochten und verspeisten „kleinen Häuptlinge“.

Fotos Canyon de Chelly

Durch das Land der Navajo und Hopi

Wir sind irgendwie nicht mehr auf der Touristenstrasse, stellen fest, dass wir kaum
Wohnmobile oder Busse sehen. Anstelle eines überfüllten Campgrounds finden wir in der Sand Island Recreation Area in der Nähe von Bluff einen herrlichen Platz. Auch David hat uns bereits auf den Platz hingewiesen. Der Platz liegt direkt am San Juan River, zwischen herrlich gelb leuchtenden Bäumen (dies sehen wir
jedoch erst tags darauf, da es bereits dunkel ist, als wir ankommen). Es ist so gemütlich, dass wir gleich Feuer machen und einen Auflauf zubereiten. Tom geniesst dazu wieder mal grilliertes Fleisch und ich meine Veggie-Burger. Am Morgen bläst ein heftiger Wind, trotzdem ist das Wetter hervorragend für die Tour durchs Monument Valley.


Fotos Monument Valley

Nach den spektakulären Felsformationen führt die Fahrt weiter durch Navajo-Dörfer, bis wir schliesslich in Chinle, der inoffiziellen Navajohauptstadt ankommen. Hier bewegen sich die Tiere noch frei herum. So sind wir kaum erstaunt, als mitten durch Chinle ein Pferd in aller Seelenruhe über die Hauptstrasse trabt. Unser Reiseführer (wohlverstanden aus dem Jahre 2012) macht darauf aufmerksam, dass direkt hinter dem Visitor-Center gratis übernachtet werden kann. Dem ist nicht mehr so. Die Nationalpark-Verwaltung hat die Führung des Campingplatzes voll und ganz den Navajos übergeben. Und wie wir es fast schon vermutetet haben, kurze Zeit später hält Tom bereits ein intensives Schwätzchen mit einem Navajo. Dieser will unbedingt seine riesige, sperrige Steinskulptur verkaufen. Aber er hat kein Glück bei Tom. Nachdem Tom dem Navajo einige Dollars zusteckt, zöttelt Letzterer dann friedlich von dannen. Welch ein schönes Gefühl, als wir später einer Zeremonie der Navajos zuhören können. Die Trommelschläge sind befriedigend und erneut denken wir beide, welches Glück wir beide doch haben.

Aztec Ruins – wenn wir in alten Traditionen rumstöbern

Die Anlage des vorkolumbischen Pueblos (1000 bis 1200) ist wirklich hervorragend und vor allem riesig. Die Ruinen sind noch in einem guten Zustand. Zu besichtigen sind die West Ruinen, die zuletzt über 400 mehrstöckige Räume und mehrere Kivas verfügt haben müssen. In der Mitte der Anlage wurde 1934 eine Kiva rekonstruiert, die heute als Zeremonieraum benutzt wird. Übrigens, die Aztec Ruins wurden nicht von den Azteken erbaut, sondern nur irrtümlich nach ihnen benannt.
Ca. um 1300 verliessen die Menschen Aztec. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt. Vermutet wird allerdings eine weitere Dürre oder ein Rohstoffmangel.

Fotos

Mesa Verde – Willy und Amon ziehen mit ihrer grünen Minna um die ganze Welt

Kurz bevor wir Mesa Verde verlassen wollen, treffen wir auf Willy und Amon. Mit Willy hatten wir bereits im Canyonlands NP ein nettes Schwätzchen, als er auf seine Frau gewartet hat, die auch auf den Upheaval Dome gekraxelt ist. Amon haben wir damals nicht getroffen, umso erfreuter sind wir, wieder auf die beiden zu stossen. Die Reisewelt ist doch klein. Scheinbar waren wir ausserdem zum gleichen Zeitpunkt in Whitehorse wie die beiden. Wir stellen fest, dass wir gemeinsame Reise-Bekannte haben, nämlich Ralf und Mervi. Natürlich plaudern wir wieder lange, während die beiden ihr Frühstück an der Sonne geniessen. Sie erzählen uns von ihren Plänen. Weiter soll’s nach Mexiko an die Baja California gehen, bevor sie dann weiter Richtung Süden ziehen. Voraussichtlich von Buenos Aires werden sie ihre geliebte Minna nach Afrika verschiffen, Amon kommt nämlich ursprünglich von der Elfenbeinküste. Hei, ihr Lieben, es hat uns sehr gefreut, euch zu treffen und mit euch zu schwatzen. Seid immer schön vorsichtig und geniesst eure Reise. Wir freuen uns, zwischendurch auf eurer Homepage nachzusehen, wo ihr gerade so seid.  :-)