Mittwoch, 21. August 2013
Whittier – am Ende der Welt
Toms grosser Plan ist, nach
Whittier zu fahren. Was auch immer er dort will, ich gehe mit. Ich meine, bereits Seward ist am A... der Welt. Aber Whittier? Unser Alaska Reisebuch
beschreibt Whittier wie folgt: kaum mehr als eine hässliche Verladestation mit
Visitor Center und drei Wohnblocks. Wie man nach Whittier kommt, auch das ist
nirgends beschrieben. Als wir dann an einer Zahlstation ankommen und bei einer
Ampel eine halbe Stunde warten müssen, um durch einen Tunnel zu fahren, wird
uns dann klar, wie abgeschieden Whittier wirklich ist. Verzweifelt blättere ich
die erhaltene Notfallbroschüre und alle Reiseführer durch, einerseits, um zu
wissen, wie lang der dämliche Tunnel sein wird (meine Platzangst wird immer
stärker) und andererseits, welche Alternativen es gibt, den Ort Whittier auf
eine andere Art und Weise zu verlassen. Schockierend dann die Erkenntnis: es
gibt keine. Doch, mit der Fähre, diese verlässt den Hafen jedoch lediglich 1 x
in der Woche und sei gemäss Reiseführer bereits Monate im Voraus ausgebucht.
Endlich kommt der Gegenverkehr mit Touristenbussen, Lastwagen, Camper, etc.
Also, das kann ja nicht so schlimm sein. Es wird aber schlimmer. Der
vermeintliche Tunnel ist eigentlich der Tunnel für die Eisenbahn,
dementsprechend ist der Tunnel eng. Verzweifelt versuche ich, tief durchzuatmen
und knöpfle an der Musikanlage herum. Moby ist mein Retter. Die Klänge von Love
should beruhigen mich und ich entspanne mich langsam. Obwohl ich nach wie vor nicht
weiss, wie lange wir in diesem Berg stecken werden, bin ich erstaunlich ruhig
und gelassen. Habe ich etwa meine Platzangst verloren? In Whittier liegt ein
riesiges Kreuzfahrtschiff und das ist alles. Doch, da ist noch was anderes.
Einige verlotterte Häuser und eine Zeile mit Fast-Food Imbissläden und
Souvenirshops machen den Ort etwas lebendiger. Ansonsten ist nicht viel los. Einige
Touristen ziehen ihre Rollkoffer über die Strasse, in freudiger Erwartung auf
die bevorstehende Kreuzfahrt, Fischer ziehen ihre Boote aus dem Meer oder
lassen sie ins Wasser gleiten. Adventurer-Anbieter warten vergeblich auf
bärtige und ungeduschte Touristen. Kein Ort um zu bleiben. Wir ziehen es vor,
bei der nächsten Möglichkeit durch den Tunnel zu entkommen. Im Portage Valley
bleiben wir dann, beschliessen, das regnerische und kalte Alaska zu verlassen.
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