Empfehlung für andere Reisende: Wer
sein Fahrzeug liebt, fährt bloss 35 bis 40 km/h. Teilweise ist sogar max. 10
km/h empfehlenswert. Mit einem normalen Camper würden wir die Strasse
keinesfalls befahren. Neues gesehen? Nicht wirklich, dafür ist die Einsamkeit
und die Weite grossartig, was Tom und ich halt extrem lieben. Ein wilder und
langer Canyon. Wunderbare Seen und Tümpel. Herrliche Hochebene etwa 20 km vor
Johnsons Crossing. Viele Büsche sind bereits gelb und rötlich verfärbt.
Wunderschön. Abkürzung, um von Watson nach Whitehorse zu gelangen? Sicher
nicht. Die Strasse ist zwar distanzmässig kürzer, dafür braucht man für die
Strecke, wenn man es ruhig nimmt wie wir, ca. 10 Stunden reine Fahrzeit.
Mittwoch, 21. August 2013
Canol Road – narrow winding road next 226 km
Weiter auf der Canol Road
Der Herbst ist im Anmarsch - die Holzhäuschen werden nicht mehr aufgefüllt! |
Die Abfalleimer sind so voll, dass sie nicht einmal bärensicher
abgeschlossen werden können. Feuerholz? Sämtliche Vorratshäuser sind komplett
leer. Gut, dass wenigstens unser Vorgänger eine Reserve dagelassen hat. Nicht
nur an den Bäumen, auch an den WC-Häuschen hat ein Tier an der grünen, meist
fein riechenden Farbe geknabbert. Wir befürchten, dass hier diverse Tiere ab
und zu auf dem Platz vorbeischauen. Okay, kein Wunder, in den Feuerstellen
liegen angefressene Maiskolben und weitere Abfälle. Aber wir sind zufrieden.
Der Name des Sees ist genau das, was wir suchen, nämlich RUHE! Wir hören nur
das Knistern des Feuers, und das Rauschen des Windes in den Fichten und das Knacken
der Baumstämme, wenn sie aneinander reiben. Herrlich. Bloss ein Kanadier mit
Platz direkt am See muss dringend eine Feuerholzreserve anlegen. Mit der
Motorsäge zersägt er ganze Bäume. Wir kümmern uns nicht mehr darum. Längst
haben wir uns an die manchmal nicht nachvollziehbaren Machenschaften der
Einheimischen gewöhnt. Ob sie stundenlang mit ihren Quads durch die Wälder
brausen, oder ganz einfach ihren Adrenalinspiegel erhöhen, indem sie mit ihren
Booten auf dem Wasser Gas geben oder mit ihren Trucks an der Strasse
entlangfahren, um in sämtliche Strassenschilder mit ihren Gewehren Löcher zu
schiessen. Hauptsache, es „motoret“ irgendwie, denke ich mir. Und genau in
diesem Moment höre ich, dass mein lieber Mann das gefundene Caribougeweih
zersägt und Löcher in ein Stück Holz bohrt. Fürs Finnenfeuer, versteht sich! :-)
South Canol Road – unsere Favoritenstrasse 2013
Die Strasse wollten wir unbedingt
befahren et voilà, wir sind da. Es ist einfach grossartig. Kurz vor Ross River
führt eine kleine, enge, bei uns wäre es ein Wanderweg oder zumindest ein
Feldweg, Strasse noch tiefer in die Wildnis rein. Die South Canol Road wurde,
zusammen mit der North Canol Road ursprünglich im zweiten Weltkrieg gebaut, um
die Ölversorgung in Alaska zu gewährleisten. Road war zunächst eine Service
Road entlang der Pipeline, verfiel aber bald erst Jahre später wurde sie wieder
instandgesetzt und 1958 für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Die South
Canol Road führt, wie bereits gesagt, von Ross River nach Johnsons Crossing und
verbindet sozusagen den Campell Hwy. mit dem Alaska Hwy. Die Strecke ist
kurvenreich und ist eine der am Wenigsten befahrenen Strasse im Yukon. Bereits
zu Beginn schlängelt sich die Strasse entlang des ca. 20 km langen Lapie River
Canyon. Bereits am Anfang sehen wir am Wegrand enorme Hoodoos. Nun wissen wir,
weshalb Vorsicht geboten ist, wenn es lange geregnet hat. Es kann hier ohne
weiteres Stellen geben, an denen der Boden nachgeben kann.
Lockerer Wald wechselt mit
Landschaften ab, in denen sich nur eine Strauchschicht bilden konnte. Das Tal
wird schliesslich breiter. Überall sehen wir Tümpel und Seen, ein wunderbares
Brutgebiet für Vögel, heisst es. Auf den Bergen entlang der Canol Road liegt
teilweise Schnee, wir stellen fest, dass der Herbst hier schon Einzug gehalten
hat. Die Strasse ist ruppig zu fahren, Tom ist konzentriert. Mit meinem blöden
Knie wäre die ständige Kuppelei nix. Unterwegs finden wir einen coolen
Übernachtungsplatz am Rose River. Es regnet, der Nebel zieht über die Berge und
es ist richtig kalt. Am Morgen zeigt unsere Temperaturanzeige bloss noch 8 Grad
an. Wie merken Nussis, dass der Herbst kommt? A) das Wasser im Tank ist eisig
kalt? B) Conny sucht im Kleiderschrank verzweifelt nach einem wärmenden Pijama?
C) an den Fenstern von Nikan bildet sich Kondenswasser? D) die Vorratshäuser
auf den PP’s sind komplett leer? Okay, alle 4 Punkte treffen zu. Der Herbst ist
ohne Zweifel im Anmarsch.
North Klondike Hwy. zum Zweiten
Okay, wir fahren das Stück bis
Carmacks nun bereits zum zweiten Mal. Dies, weil wir beschlossen haben, die
South Canol Road doch noch zu fahren. Ein kurzer Check übers 511 (www.511yukon.ca = gute Website über die
Strassenverhältnisse im Yukon). Die Strasse zwischen Carmacks und Faro ist
scheinbar wieder offen. Sie war ja ungefähr vor einem Monat aufgrund des
Waldbrandes komplett gesperrt, wie uns damals ein Ranger berichtet hat. Bereits
kurz nach Carmacks (der Campell Hwy. ist übrigens bis Faro komplett geteert)
sehen wir den abgefackelten Wald. Es ist einfach riesig, was der Brand
angerichtet hat. Immer noch sieht man Rauch und der Gestank ist beissend. Am
Little Salmon Lake bleiben wir dann und basteln an unserem Schild für Watson
Lake. Die Stimmung ist grossartig, die Stille am See einzigartig. Nur ein
anderes Paar mit ihrem Hund hat sich am Ufer einquartiert und auch die beiden
geniessen die Ruhe auch, bedeutet, kein Generator läuft. Juhui. Am Abend
bleiben wir lange draussen, spüren jedoch die empfindliche Kälte, die nun der
einziehende Herbst langsam mit sich bringt.
By the way: am Little Salmon Lake
herrschen ganz spezielle Wetterbedingungen. So muss das Wetter lokal betrachtet
werden. Es ist wirklich lustig. Wir sehen ungefähr fünf Regenbogen, aber am See
scheint unerschrocken die Sonne. Erst als unser Auflauf und unsere Würstli
gerade fertig sind, regnet es plötzlich wie aus Kübeln. Kurz darauf scheint
wieder die Sonne und eben, so bleiben wir lange, lange draussen.
Fotos Waldbrand kurz nach und Little Salmon Lake
Fotos Waldbrand kurz nach und Little Salmon Lake
Kusawa Lake - Little Italy
Am Kusawa Lake (km 1489) bleiben wir
zwei Tage. Der Campground befindet sich 23 km abseits des Alaska Highways und
ist wunderschön. Wir wollen unbedingt Brot und Pizza backen. Beides ist uns gut
gelungen. Die Anschaffung „Dutch Oven“ hat sich wirklich gelohnt. Wieder einmal
eine feine, herrliche Pizza. Nussis sind in Ferienstimmung. So sehr, dass auch
ein langer Spaziergang am Sandstrand stattfinden muss. Aber Achtung, wir sind
nicht in der Toscana, wie wir ziemlich bald feststellen müssen. Der Sandstrand
bietet heimtückische Stellen und ich trete natürlich sozusagen ins
Fettnäppchen. Versinke augenblicklich fast bis zu den Hüften im Schlamm. Dabei verliere
ich natürlich auch meine FlipFlops, die dem ganzen Toscana-Feeling den
richtigen Touch geben sollten. Trotz Pinienduft, FlipFlops, Sonnnencrème, Amore,
Pizza, Rotwein und Sandstrand – wir sind im Yukoooooooooooooooooooooooooon! ;-)
In der echten Wildnis eben. Ab heute sind FlipFlops ein Tabu. Naja, zumindest
bis Whitehorse.
Whitehorse – Stadtbesichtigung Teil 2
Unseren Plan, die Stadt zu
besichtigen, lassen wir sausen. Schliesslich kennen wir bereits die Stadt wie
aus dem Effeff! Wir sind ja auch gar nicht wegen der Stadtbesichtigung da.
Ölwechsel ist angesagt, ausserdem will Tom den Diesel- und Ölfilter auswechseln
lassen. Prompt können wir Nikan bei Canadian Tire stehen lassen und die ganze Sache
(ausser Dieselfilter, dem „Autoschrübler“ fehlte leider das passende Werkzeug
für einen europäischen Ford Ranger) ist in zwei Stunden erledigt.
Okay, wunderbar. Wir sind erneut
begeistert von CTC und deren Mitarbeiter. Der Luftfilter wechselt dann Tom am
Abend auf dem Pioneer RV Park, welcher übrigens wunderbar liegt. Der Campground
liegt zwar etwas ausserhalb von Whitehorse, bietet aber alles, was das Herz
eines verwilderten Touristen begehrt. So können wir hier alles erledigen, was
wir längst hätten tun müssen, Nikan waschen, Gas auffüllen, Wäsche waschen,
Telefonkarten kaufen (obwohl dann die Skype-Verbindung grossartig ist). Leider
funktioniert das whatsapp nicht. Bis in alle Nacht telefonieren wir mit unseren
Eltern.
Leider ist dann auch die Internetverbindung begrenzt. So kann ich erneut nicht alle E-Mails beantworten und auch Carole nicht per whatsapp erreichen. Letztere haben wir scheinbar nur knapp in Whittier verpasst. Wer geht schon freiwillig nach Whittier? ;-) Wir befürchten, dass Carole ihren Camper bereits abgeholt hat und bereits auf und davon ist. Schade, aber
vielleicht treffen wir ja trotzdem noch auf dich. Wir sind nun langsam Richtung
Süden unterwegs, werden uns jedoch Zeit nehmen. Sicher werden wir noch einige
Tage am Muncho Lake bleiben, je nach Wetter halt. Wäre schön, dich irgendwo zu treffen.
Versuche erneut in Watson Lake, dich zu erreichen.
Der alte, verstaubte Luftfilter muss raus... |
.. und der Neue muss rein! |
Leider ist dann auch die Internetverbindung begrenzt. So kann ich erneut nicht alle E-Mails beantworten und auch Carole nicht per whatsapp erreichen. Letztere haben wir scheinbar nur knapp in Whittier verpasst. Wer geht schon freiwillig nach Whittier? ;-) Wir befürchten, dass Carole ihren Camper bereits abgeholt hat und bereits auf und davon ist. Schade, aber
Das schafft Platz für Neues, beispielsweise für das riesige Set, welches wir nach einem Grosseinkauf erhalten haben ;-)! |
Und auf diesem Weg möchten wir kurz Renate etwas mitteilen: Herzlichen Dank, dass du unsere Post bearbeitest, prompt und speditiv E-Mails zustellst, wenn wir etwas erledigen müssen. Wir sind dir sehr, sehr dankbar. E dicke Muntsch und e riesegi Umarmig de später! :-) Dann noch weiter: Hier ein Beweis, dass wir immer genügend Essen dabei haben, selbst für mich gibt es hervorragenden Aufschnitt.
Aishihik – wenn der Himmel brennt
Eine gute Chance, die zweitgrösste
Waldbisonherde der Welt zu sehen (ungefähr 1100 Tiere), besteht auf der
Aishihik Road. Die Herde ist im Sommer eher in den höheren Lagen, hält sich
aber gegen Herbst in der nördlichen Nähe des Aishihik Lake auf. Der Abstecher bis
zum See beträgt 42 km (kurz nach dem Pine Lake Campground). Für grosse
Fahrzeuge ist die Strasse absolut ungeeignet, auch kurz nach dem Aishihik Lake
wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Strasse auf eigenes Risiko zu
befahren sei. Eigentlich haben wir befürchtet, kaum einen Platz am See zu
finden, wir sind jedoch überrascht. Wir sind völlig alleine. Der Plan, dass wir
hier einige Tage verbringen wollen, löst sich sozusagen in Rauch auf. Nicht nur
im übertragenen Sinn. Nach ca. einer halben Stunde entdecken wir das Wildfire.
Dichter Rauch steigt über den gegenüberliegenden Hügel und zieht weiter
Richtung Strasse. Wir beschliessen, den See zu verlassen und etwas zurück zu
fahren (wir sind hier übrigens auf einer Stichstrasse, deshalb unsere Vorsicht),
bis wir eine bessere Sicht auf das Feuer haben. Wir entdecken dann noch ein
zweites Feuer, noch etwas näher. Nachdem wir dann noch ein kräftiges Gewitter
(Himmel, wie das krachte!!!) überstanden haben, finden wir einen gemütlichen
Platz mit Sicht auf die vielen, kleinen Seen entlang der Road. Natürlich hoffen
wir, dass wir hier endlich unserem prächtigen Elchmännchen begegnen. Die
Hoffnung stirbt zuletzt. Danke Carol, dass du uns mitgeteilt hast, einen
Elchbullen gesehen zu haben. Wir versuchen dir zu glauben. Irgendwie muss sich
diese Spezies ja irgendwie fortpflanzen ;-).
Ach ja, die Otter Falls haben wir
aufgrund des heftigen Gewitters nicht besichtigt, aber hier eine Info dazu: Auf
den früheren kanadischen 5-Dollar-Scheinen waren diese Fälle abgebildet. Auf
dem heutigen Schein sind übrigens die beiden Wintersportarten Eishockey und
Schlitteln abgebildet ;-).
Dehshu – am Ende des Weges oder ganz einfach Haines Junction
Haines Junction verfügt über ein
tolles Visitor Center. Neben sämtlichen Infos zum Kluane Nationalpark, einem
interessanten, halbstündigen Film und diversen spannenden Infos zu Flora und
Fauna, haben auch die First Nations der Umgebung ein tolles Zentrum eröffnet
(im gleichen Gebäude). Interessante Schautafeln zeigen Bilder aus vergangenen,
aber auch der heutigen Zeit der einheimischen Urbevölkerung und bei Fragen
geben die First Nations gerne Auskunft.
Silver City – Geisterstadt am Kluane Lake
Sheep Mountain am Kluane Lake |
Wir wollen heute schauen, ob die
Häuser des ehemaligen Versorgungsstützpunkts und Posten der Northwest Mounted
Police noch mehr in sich zusammengesunken sind. Achtung, es gibt keine
Wegweiser auf dem Highway. Einfach den Schildern „Kluane Bed & Breakfast“
folgen, Meile 1055.
Fotos Kluane Lake und Silver City
Der Sommer ist zurück!
Okay, der Sommer ist wieder zurück.
Etwas verhalten, aber er ist da. An der Sonne wird es extrem heiss, ein Bad im
Kluane See reizt jedoch nicht. Der Kluane Lake („Lu’An’Mun = fischreicher See)
ist mit 400 km2 der grösste See im Yukon. Am Schatten ist es bereits
empfindlich kalt. Bedeutet: Kleiderschrank erneut umsortieren. Aber wie?
Tagsüber kann frau in Flip Flops, Trägershirts und kurzen Hosen durch die
Wildnis wandern, abends bin ich froh, meine warmen Wollsocken von Grosi und den
selbst gestrickten Schal dabei zu haben. Am Kluane Lake ist zelten, wie bereits
im 2006, verboten. Wir sind genau wieder in der Beerensaison am See angelangt.
Auf dem Gelände des Campgrounds wie auch in den umliegenden Wäldern wimmelt es
von Beerensträuchern. Hier heisst es, Ohren und Augen auf, aufmerksam durch die
schmalen Pfade schlendern. Bären ziehen nicht nur die Beeren von den Sträuchern,
sondern ganze Ästchen. Diese liegen dann sichtbar auf dem Boden herum.
Ausserdem unbedingt auf Bärenlosung
mit roten Beeren im Kot achten, Lärm machen, damit der Bär, welcher sich enorm
auf seine geliebten Beeren konzentriert, nicht erschrickt. Jaja, wir sind
richtige Bärenprofis geworden, obwohl wir dieses Jahr noch keinen einzigen
Grizzly gesehen haben. Auch gut so. Da wir vielfach auch wild übernachten, ist
es uns lieber, dass uns nicht plötzlich ein Grizzly beim Barbecue überrascht.
Grizzlies lassen sich nämlich nicht so leicht verjagen wie die Schwarzen.
By the way, der Alaska Hwy ist auf
der Strecke zwischen der Grenze, also Beaver Creek bis Haines Junction in einem
nicht wirklich tollen Zustand. Das ist vielleicht noch zu nett formuliert. Der Hwy
befindet sich in einem himmeltraurigen Zustand. Kein gemütliches „cruisen“ à
Ausdruck von Tom, wenn er sich dann in den Sitz kuschelt und locker mit einer
Hand am Steuer durch die Wildnis zieht ;-). Beim Bau dieses Abschnittes hatte
man noch keine Erfahrung mit Permafrostböden. So fehlt die nötige Isolierung
zwischen Belag und gefrorenem Untergrund. Wenn der Asphalt also nun an heissen
Sommertagen richtig aufgeheizt wird, dann beginnt die oberste Schicht des
Permafrosts zu tauen und der Belag kommt ins Schwimmen. So entstehen die
riesigen Schlaglöcher und Risse, so dass man sich wie auf einer Achterbahn
fühlt. Ratschlag: Nichts essen vor der Fahrt! Trinken gleich nach der
Pinkelpause, vor allem, wenn Nalgene Flaschen mit grossen Öffnungen verwendet werden
;-).
Toms Abenteuerlust kehrt zurück
Seit unserer Einreise nach Alaska
hat Tom seine Freude am Reisen etwas verloren. Einzig der Denali HW und der Hatcher
Pass hat ein Leuchten in seine braunen Augen gezaubert. Aber sonst… er ist
deprimiert und traurig. Tatsächlich haben wir jedoch schöne Erlebnisse gehabt,
Gletscherbesichtigungen, Wanderungen am Strand, wunderbare Panoramen und
interessante Dörfer. Trotzdem zieht es uns in den Yukon zurück. Kaum über die
Grenze, an der Snag Junction, entfacht Tom ein wunderbares Feuer auf einem der
geliebten Provincial Parks. Hier ist es ruhig und zufrieden. Keine lauten
Generatoren, keine engen Plätze. Einfach wir und das Feuer. Nach einer
herrlichen Dusche fühlen wir uns wie neu geboren. Auf zu weiteren Abenteuer im
Yukon.
Whittier – am Ende der Welt
Toms grosser Plan ist, nach
Whittier zu fahren. Was auch immer er dort will, ich gehe mit. Ich meine, bereits Seward ist am A... der Welt. Aber Whittier? Unser Alaska Reisebuch
beschreibt Whittier wie folgt: kaum mehr als eine hässliche Verladestation mit
Visitor Center und drei Wohnblocks. Wie man nach Whittier kommt, auch das ist
nirgends beschrieben. Als wir dann an einer Zahlstation ankommen und bei einer
Ampel eine halbe Stunde warten müssen, um durch einen Tunnel zu fahren, wird
uns dann klar, wie abgeschieden Whittier wirklich ist. Verzweifelt blättere ich
die erhaltene Notfallbroschüre und alle Reiseführer durch, einerseits, um zu
wissen, wie lang der dämliche Tunnel sein wird (meine Platzangst wird immer
stärker) und andererseits, welche Alternativen es gibt, den Ort Whittier auf
eine andere Art und Weise zu verlassen. Schockierend dann die Erkenntnis: es
gibt keine. Doch, mit der Fähre, diese verlässt den Hafen jedoch lediglich 1 x
in der Woche und sei gemäss Reiseführer bereits Monate im Voraus ausgebucht.
Endlich kommt der Gegenverkehr mit Touristenbussen, Lastwagen, Camper, etc.
Also, das kann ja nicht so schlimm sein. Es wird aber schlimmer. Der
vermeintliche Tunnel ist eigentlich der Tunnel für die Eisenbahn,
dementsprechend ist der Tunnel eng. Verzweifelt versuche ich, tief durchzuatmen
und knöpfle an der Musikanlage herum. Moby ist mein Retter. Die Klänge von Love
should beruhigen mich und ich entspanne mich langsam. Obwohl ich nach wie vor nicht
weiss, wie lange wir in diesem Berg stecken werden, bin ich erstaunlich ruhig
und gelassen. Habe ich etwa meine Platzangst verloren? In Whittier liegt ein
riesiges Kreuzfahrtschiff und das ist alles. Doch, da ist noch was anderes.
Einige verlotterte Häuser und eine Zeile mit Fast-Food Imbissläden und
Souvenirshops machen den Ort etwas lebendiger. Ansonsten ist nicht viel los. Einige
Touristen ziehen ihre Rollkoffer über die Strasse, in freudiger Erwartung auf
die bevorstehende Kreuzfahrt, Fischer ziehen ihre Boote aus dem Meer oder
lassen sie ins Wasser gleiten. Adventurer-Anbieter warten vergeblich auf
bärtige und ungeduschte Touristen. Kein Ort um zu bleiben. Wir ziehen es vor,
bei der nächsten Möglichkeit durch den Tunnel zu entkommen. Im Portage Valley
bleiben wir dann, beschliessen, das regnerische und kalte Alaska zu verlassen.
Ninilchik – wo sich Adler wohlfühlen
Auf dem Rückweg von Homer nach
Kenai, mit Übernachtung in Ninilchik, besichtigen wir bei Nieselwetter die
russisch-orthodoxe Kirche von Ninilchik und den Strand, an welchem die
Einheimischen eifrig nach Muscheln graben. Ein grandioses Schauspiel. Gemäss
der Broschüre könnte man die Muschelsucher auch bei Clam Gulch sehen. Tom
kriegt zudem einige seiner liebsten Vögel zu Gesicht. Weisskopfseeadler kreisen
über dem Strand oder lassen sich gemütlich auf Dächern und Gartenzäunen des
niedlichen Dorfes nieder. Herrlich.
Seward - wo zur Hölle ist Seward?
In Seward ist es stürmisch. Das
kleine Städtchen ist schnell besichtigt, wir verbinden unsere Stadtbesichtigung
mit einem Spaziergang am Meer entlang. Das Wetter ist nicht gut, es nieselt den
ganzen Abend, in der Nacht regnet es dann richtig. So drehen wir uns noch
einmal um und lassen es richtig Tag werden. Den Exit Glacier können wir
trotzdem sehen, kurze Zeit später ist auch der Gletscher in den Wolken und im
Nebel versteckt.
Donnerstag, 15. August 2013
I ga lieber gah fische - Fishing Fever auf der Kenai Halbinsel
Die Kenai Halbinsel gehört gemäss
unseren Reisebüchern zu den attraktivsten Regionen im südlichen Alaska, also
nichts wie hin. Der Turnagain Arm, ein breiter Fjord mit einem enormen Tidenhub
von 11 m ist wirklich beeindruckend. Die Wassermassen fliessen in einer
Geschwindigkeit Richtung offenes Meer, bis nur noch ein kleiner Streifen Wasser
übrig bleibt. Die Strecke über den Sterling
Highway bietet nicht mehr viel
Neues. Fairerweise müssen wir auch sagen, dass es in der Zwischenzeit regnet
und wir beide einen ziemlich schlechten Tag haben. Wir beschliessen, so schnell
wie möglich einen Camp zu suchen. Überrascht sind wir natürlich schon etwas,
dass der Russian River Campground voll ist. Okay, wir wissen, dass die Lachse angekommen
sind, aber dass gerade alle 83 Plätze besetzt sind? Auch auf dem nächsten Platz
haben wir kein Glück. Erst am Cooper Creek werden wir fündig. Plakate,
festgetackert auf jedem Tisch, weisen darauf hin, dass Bären in dieser Saison
bereits mehrere Zelte geplündert haben, Kratzspuren an Bäumen verdeutlichen die
Anwesenheit der riesigen Tiere. Auch hier ärgern wir uns wieder einmal über die
schiere Blödheit oder Faulheit oder was auch immer, von unseren Nachbarn. Diese
lassen sämtliche Kühltruhen inkl. Colaflasche auf dem Platz stehen, während sie
zu 99 % Sicherheit auf der Suche nach Fast-Food sind oder aber auf einem
Fischertripp am Russian River. Tztztztztz….
Äh, darf man nun hier campen oder nicht? |
Zweiteres ist hier nämlich sehr,
sehr aktuell. Wie bereits gesagt, ist der Red Salmon in den Flüssen Kenai und
Russian angekommen. Das Fischfieber ist ausgebrochen. Mit einer Fähre lassen sich die Fischer an
ihre nummerierten Plätze am anderen Ufer chauffieren. Eng beieinander versuchen
die Fischer ihr Glück. Natürlich gibt es auch Ehepaare und deren Freunde und
noch weitere Freunde, die ihre eigenen Boote dabei haben. Das ist natürlich
purer Luxus. Erstens kriegt man keine kalten Füsse, zweitens verhedern sich die
Köder nicht mit der Leine des Nachbarn und drittens haben Böötler die geringere
Chance, von einem hungrigen Bären überrascht zu werden. In den Broschüren für
die Fischer wird übrigens explizit darauf hingewiesen, dass ein braver Fischer
dem Vierbeiner den Vortritt gewähren soll ;-).
Das Fieber geht weiter und zwar in
Homer, der Hauptstadt des Heilbutt-Fischens. Auf der 7km langen Landzunge, die
weit in die Kachemak-Bay hinausragt, tummeln sich Massen von Touristen, bzw.
Fischern. Homer Split ist ein quirliger und lustiger Ort. Wir geniessen unseren
Aufenthalt sehr, bewundern die Fänge der Fischer, lassen Fish- und Chips-Düfte
durch unsere Atemwege ziehen, stolpern in jeden Gift-Shop, finden Tausende von
Fotomotiven und geniessen die zusammengewürfelte Schar an Menschen (Hippies,
Fischer, Künstler, Geschäftsleute, Touristen und Verrückte).
Anchorage – die Stadt mit den Elchen auf den Strassen
Hier gibt es Elche. Überall auf den
Strassen, in der Nähe der Shops und auf Campingplätzen, in Gärten und Parks.
Die Strassenränder sind gesäumt mit Moose-Verkehrsschildern. Im letzten Winter
sollen auf Anchorages Strassen rund 160 Elche bei Zusammenstössen mit Autos und
Trucks umgekommen sein. Anyway, das war nicht das, was wir über Anchorage
berichten wollten. In Anchorage leben mehr als 40 % der Bevölkerung Alaskas,
nämlich 265 000 Einwohner. Auf eine Besichtigung verzichten wir vorläufig.
Sollte das Wetter nämlich schlechter werden, können wir dann immer noch in
Anchorage einen Shopping-Day einlegen. Das Notwendigste für die Tour über die Kenai Peninsula haben wir jedoch eingekauft!
Windige Angelegenheit
Tom freut sich darauf, den
langweiligen Highway erneut zu verlassen. Die Hatcher Pass Road führt über
vorwiegend Schotter aus dem Tal hinauf in baumlose Höhen. Die Strasse ist vom
1.10.-4.7. jeweils gesperrt. Unterwegs treffen wir auf aktive und stillgelegte
Goldminen. Aber wir treffen auch auf eine Spezies, welche in diesem Tal voll im
Element ist, nämlich die Quad-Fahrer. Mit ihren vierrädrigen Geschossen brausen
sie über Flüsse und über extra angelegte Strecken. Richtige Quad-Cliquen mit
ihren riesigen Trailern und Wohnwagen verbringen im Tal die Ferien. Der Hatcher
Pass ist 1184 m hoch. Ein empfindlicher Wind braust durch das wunderbare Tal.
Einige Kilometer östlich des Passes stossen wir auf eine der grössten Goldminen
der Region. Wir verzichten jedoch auf Führung und Goldwaschen.
Ein Stück unverfälschtes Alaska
Der Richardson Highway beginnt mit
wunderbarer Sicht auf die Richardson Mountains. Sogar ein weiteres Elchmädchen
sehen wir, was unseren Verdacht sofort erhärtet, dass es keine Elchmännchen
gibt. Entlang des Highways treffen wir immer wieder auf die Trans-Alaska
Pipeline. Der 217 km lange Denali Highway (Verbindungsstrasse Paxson – Cantwell
und somit zum Denali NP) ist einfach traumhaft. Schönes Hochgebirgspanorama mit
Seen, Flüssen und Mooren begleitet unsere Fahrt. Aufgrund der häufig
vorkommenden Wellblechstrecken und rauen Schotterabschnitten verbieten
Autovermieter häufig diesen Highway. Unterwegs finden wir dann einen herrlichen
Übernachtungsplatz mit Sicht auf die Alaska Range. Der nächste Tag beginnt
erneut mit Tierbeobachtungen. Neben einer Elchmutter mit ihren beiden Kälbern
treffen wir dann auch auf Karibous, Verwandte der europäischen Rentiere.
Normalerweise zieht die Lelchina-Karibouherde erst im Winter hier durch. In
Cantwell treffen wir dann auf den Parks Highway (Nr. 3), welcher recht befahren
ist. Unser Entschluss, den Denali NP auszulassen, fällt uns ziemlich leicht.
Natürlich befürworten wir die beschränkte Einlasszahl, Flora und Fauna wären
dermassen ungeschützt, schon wenn wir daran denken – ein Greuel. Die Tourbusse
sind somit vollgestopft mit Touristen. Jede zweite Lodge, jeder
Adventure-Anbieter, jedes Souvenirlädeli – all sie schmücken ihre Namen
irgendwie mit dem Wort „Denali“. Die Athabasken-Indianer nannten den höchsten
Berg Nordamerikas (das wussten sie jedoch damals natürlich nicht) Denali, was
so viel bedeutet wie „der Hohe“. Später haben auch hier die Weissen den Berg
umgetauft auf den Namen „Mount McKinley“, benannt nach dem damaligen US-Präsidenten.
Welche Freiheiten sich auch hier die Weissen erlaubten, ist für uns einfach
grauenvoll. Es gab nicht einmal einen Bezug zwischen dem Berg und dem
Präsidenten. Gesehen haben wir Mount Denali schliesslich nicht. Bescheiden
blieb der 6195 m hohe Berg hinter den Wolken versteckt. Nur ein kleines
Bisschen von seinem wunderbar weissen Antlitz liess er kurz hervorblicken, wie
zum Spott „seht her, wenigstens das Wetter könnt ihr Weissen nicht bestimmen“.
Fotos der vergangenen Tage
Fotos der vergangenen Tage
Entlang des Parks Highway geht
unsere Reise weiter an den Sustina River. Enttäuscht sind wir erneut von der
Strecke und von den State Parks. Wir beschliessen, an den Nancy Lake zu fahren.
Ein kleineres Kommunikationsproblem, bzw. mein sagenhaft schlechtes Verständnis
für Distanzen führt uns dann lediglich an den Susitna River. Der Campinginhaber
freut sich, dass wir die Instandarbeiten nach der katastrophalen Überschwemmung
im vergangenen September so schätzen. Die Plätze sind grosszügig angelegt und auch
die Vegetation erholt sich langsam wieder. Über die Alaskaner sind wir jedoch
erneut schockiert. Obwohl sich WC-Anlagen auf dem Platz befinden, scheuen sich
die Camper keineswegs, vor unseren und aller Augen ins nächste Gebüsch zu
pinkeln. Eine Camperin nimmt sogar ihre WC-Rolle mit. Diverse Sträucher werden
abgeschnitten und samt Blätter aufs Feuer geschmissen. Dreist und ohne
Rücksichtnahme werden auf sogenannten dry-places
(ohne Strom und somit nur 12 Dollar, anstelle 24 Dollar) Generatoren auf Hochtouren
betrieben.
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