Donnerstag, 12. September 2013

Das Tal der Früchte

Entlang des Okanagan Lake ist der Früchteverkauf in vollem Gange. Da wir jedoch nicht schlüssig sind, ob wir bereits heute die Grenze überqueren, halten wir uns mit dem Kauf von Früchten zurück. Natürlich läuft uns das Wasser im Mund zusammen, beim Anblick von so schönen Früchten, vor allem auf Kirschen habe besonders ich riesigen „Gluscht“. Im Valley ist es über 30 Grad heiss. Das Tal ist bekannt für sein mildes Klima im Winter und seine heissen Sommer. Also, raus aus den Klamotten und sofort rein in den Bikini. Nach einer wunderbaren Abkühlung im Osoyoos Lake (der See ist über 20 Grad warm) und einem kurzen Gespräch mit dem Ranger vom Haynes Point beschliessen wir schliesslich, rüber in die USA zu fahren. Der PP am Haynes Point ist nämlich übervoll, sogar der Overflow-Camp quillt über.

Föteli aus dem Okanagan Valley

Tom ist zwar etwas skeptisch, wenn wir erst so spät an der Grenze ankommen. Aber easy, mehr als Stunden auseinandergenommen zu werden, kann uns eh nicht passieren. Was sind schon Stunden? Bereits kurz nach Osoyoos kommen wir am Zoll an. Nichts Spektakuläres. Keine riesigen Schilder wie leaving Canada oder so ähnlich, dafür ist das Zollgebäude äusserst eindrucksvoll. Wir fahren an die Häuschen und klick, bitte lächeln. Sofort schiessen die Amis ein Föteli von uns :-). Der Zöllner mit der Spiegelsonnenbrille ist ernst und macht Eindruck. Nach einem Blick in die Pässe und einer forschen Aufforderung, unsere Sonnenbrillen abzunehmen, löchert er uns mit Fragen und dreht gemählich eine Runde ums Auto. Dann bittet er uns, in ein spezielles Häuschen (sicher wird Nikan von A-Z durchleuchtet) zu fahren. Eine Lebensmittel-Spezialistin werde uns dann aufsuchen. Shit, hätte ich doch (à la Australien) die Früchte zur Tarnung in meinen BH gesteckt. Bloss, welche Früchte? Wir haben genau noch einen Apfel. Aber um Himmels willen. Ich denke an meinen wunderbaren Blumenkohl, die schöne Gurke, die knackigen Tomaten, die duftenden Pilze und an die herrlichen Pancakes. Ausserdem haben wir noch in Summerland einen riesigen Vorrat von meinen Veggie-Burgern angelegt, damit ich Canada nicht zu sehr vermissen werde.
Verzweifelt lese ich im Reiseführer nach. Noch einmal shit. Es dürfen keine Lebensmittel, gilt auch für Süssigkeiten, in die USA importiert werden. Und noch einmal ein riesen Shit. Da kommt sie bereits auf unser Auto zu geschlendert. Keine Chance, den ganzen Kühler zu entleeren. Sie findet unser Autonummernschild lustig und grinst. Okay, sie ist nett. Sie ist im Alter von unseren Mums. Das wird schon gut gehen, sie hat ja wohl auch Kinder, die in der Gegend rumreisen. Sie geht rein, sieht sich um. Ich erkläre ihr, dass wir Lebensmittel im Kühlschrank und weitere im Schrank oberhalb unserer Küche haben. Sie "gückslet" in den Kühler. Mit einem geübten Blick nimmt sie schliesslich die Tomaten raus, nicht erlaubt. Mein Oje bricht ihr scheinbar fast das Herz. Sie schaut ins Tiefkühlfach, sieht Toms Berge von Fleisch. Ohne diesen Fleischberg zu berühren fragt sie, ob Lamm dabei ist. Tom steht nicht auf Lamm. Schwein gehabt, Rindfleisch ist erlaubt. Sie schliesst den Kühler. Beschnuppert den ganzen Innenraum. Dann findet sie zwei Kartoffeln, nicht erlaubt. Ich versuche, alles zu geben. Mir kommt der doofe Apfel in den Sinn, den ich ihr zeige. Voller Ernst meint sie, dass dieser aus den USA stamme und somit rüber dürfe.
Nach einer Viertelstunde und noch einigem Smalltalk sind wir in den USA.
Adiö, du geliebtes Canada.

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