Nach wie vor regnet es in Nova Scotia immer und immer
wieder, echt schottisch halt. Ein kleiner Unterschied gibt es trotzdem, in
Schottland kommt ab und zu die Sonne zum Vorschein. Dieses Ereignis konnten wir
leider bisher lediglich in Toronto am Flughafen (ca. 24 Grad und purer
Sonnenschein) geniessen. Die Weiterfahrt ist landschaftlich zwar wegen der
Küstenstrasse recht interessant, wir befinden uns in der Zwischenzeit auf dem
Evangeline Trail, allerdings macht uns das Wetter nicht wirklich an,
Wanderungen zu unternehmen. Wetter hin oder her, wir besichtigen dann trotzdem
die grösste und höchste Holzkirche Nordamerikas (L’Église de Sainte-Marie) in
strömendem Regen. Der 56 m hohe Turm wurde mit 40 t Felsen versehen, um den
starken Seewinden zu trotzen. Ein interessanter Bau, bei genauerem Hinsehen stellen
wir etwas enttäuscht fest, dass die im 1905 errichtete Kirche nicht mehr
wirklich in Schuss gehalten wird. Wir befinden uns übrigens in akadischen
Siedlungsgebiet. In den langgezogenen Dörfern leben einige hundert Familien von
Fischfang und Landwirtschaft. Vielfach scheint hier die Zeit stehen geblieben
zu sein. Tatsächlich wird hier noch mit dem Ochsengespann gepflügt. Warum diese
Menschen vor 300 Jahren Frankreich verlassen haben, weiss man nicht so genau. Traditionsbewusst
lässt man die arkadische Fahne wehen (Trikolore mit einem goldenen Stern). Im
Ellenwood Lake Provincial Park entfachen wir trotz heftigen Regenschauern unser
erstes Feuer in Canada. Juhui. Wärme pur. Allerdings wird die Nacht dann etwas
unruhig. Aufgrund des Vollmonds heulen die Coyoten um die Wette und inspizieren
auch unseren Platz.
Langsam, aber sicher führt uns die Küstenstrasse wieder
Richtung Halifax. Auf den Besuch des Digby Neck verzichten wir, der Besuch der
Brier Island wäre jedoch bei schönem Wetter sicher ein Ausflug wert, Überfahrt
mit der Fähre lediglich 5 $ (hin und zurück), nebst dem Balancing Rock bei
Tiverton und schönen Wanderungen kann man auch Wale beobachten. In Annapolis
Royal steht übrigens das erste und bisher einzige Gezeitenkraftwerk von
Nordamerika. Wer will, kann sich für ca. 85 $ einen Ritt auf der Gezeitenwelle
buchen. Für uns kommt das nasse Abenteuer mit dem Zodiac-Schlauchboot nun
wirklich nicht in Frage, da Kleidung, Haare und Haut seit Beginn unserer Tour
sowieso dauernass sind. Noch mehr Feuchtigkeit und wir bekommen sowieso
Schwimmhäute ;-). Wenn die Flut in die Bay of Fundy drückt, steigt das Wasser
in den Seitenarmen in ca. 3 1/5 Stunden auf bis zu 16 m an.
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