Der Yellowhead-Highway, Richtung
Prince Georg, benannt nach einem blonden Abenteurer, ist weit weniger befahren
als andere Highways. Unterwegs bestaunen wir einen kräftigen, grossen
Schwarzbären mit wunderschönem Fell, der aus dem Gebüsch kommt, auf die
hinteren Beine steht und dann, gute Entscheidung, auf der gleichen Seite der
Strasse wieder ins Gebüsch abhuscht.
Heute ist unser Plan an den Bowron
Lake zu fahren. Jedoch nicht über Prince Georg, sondern über sogenannte Forest
Roads. Auf unserer 700-seitigen-Back-Road-Map haben wir bereits im Vorfeld
unsere Route markiert, genügend Essen und Trinken für ca. eine Woche ist an Bord. Beim Sugarbowl
PP biegen wir auf die Hungary-Creek-Road ab. Bereits nach einigen Kilometern
merken wir, dass die Strasse extrem ruppig ist. Mit ca. 30 km/h fahren wir rein
in die Wildnis. Tom weiss, dass ich keine gute Kartenleserin bin. Trotzdem ist sein
Vertrauen in mich gross und so weiss ich, dass ich mich enorm anstrengen muss,
damit wir uns in diesem Dschungel nicht verfahren. Ich bin froh, dass ich nicht
am Steuer sitze. Die Strasse wird immer bedenklicher. Trotzdem ist das Hinterland
des Bowron-Lakes sagenhaft schön. In der Ferne sehen wir die Cariboo Mountains.
Ein Traum. Wir sehen Elch- und auch Bärenkot, die Tiere selbst sind hier noch
richtig wild und verlassen die Strasse, wenn sie den Motor von Nikan hören. Wir
planen, am Haagen Creek (ein sogenannter Forest Park) zu übernachten. Seit
ungefähr sechs Stunden haben wir kein Auto mehr gesehen. Wir gehen jedoch davon
aus, dass sich auch der Truck-Camper, der uns kurz nach dem Einbiegen in die
Forest Road überholt hat im Forest Park
befinden wird. Aber nichts da. Kein Mensch. Ich steige aus und dirigiere Tom
auf den wirklich traumhaften Platz. In der Zwischenzeit sehe ich auf dem Tisch die Mitteilungen, die
mit Asche geschrieben wurden. Auch in der Feuerstelle ist ein Zettel mit einem
Stein beschwert. Das Fass, welches als Abfalleimer bereit steht, ist von
Einschusslöchern übersäht. Die Drohungen finden wir nicht spassig. Eigenartige
Gedanken, vielleicht haben wir ja auch zu viele Horrorfilme gesehen, wer weiss,
gehen uns durch den Kopf. Unabhängig voneinander beschliessen wir, den Haagen
Creek zu verlassen und direkt an den Bowron Lake zu fahren. Gesagt, getan. Die
Strasse wird immer beschwerlicher. Tom beginnt zu schwitzen und führt uns über
bedenklich schmale Brücken und Creeks, über ganze Baumstämme, die am Boden liegen.
Plötzlich beginnt es zu regnen. Ein seltsames Gefühl. Wildnis pur eben. Jon
Krakauer kommt mir in den Sinn. Irgendwann stehen wir da, vor einer Brücke, die
einmal existiert hat. Ein Durchqueren des Flusses ist unmöglich. Tom wird
still, er will raus aus dem Creek, will nichts hören von meiner Idee, über die
Narrow Lake Road an den Stony Lake zu fahren.
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Das war's! |
Wir drehen um und fahren auf der
Borown Forest Service Road zurück auf den Highway 16. Zurück in die
Zivilisation. Bei der Abzweigung sehen wir das Schild, das darauf hinweist,
dass die Strasse zum Bowron Lake gesperrt ist. 200 km Wildnis pur, eine tolle
Off-Road-Tour, es war eine herrliche, aber auch seltsame Erfahrung, wir wissen
auch, unser Auto ist perfekt und zuverlässig für solche Abenteuer.
Am Purden Lake bleiben wir dann
zwei Tage und lesen, machen Feuer, gehen laufen, essen und trinken fein, obwohl
uns der anwesende Camping-Bär etwas nervt. Der Jungbär streunt stundenlang auf
dem Platz herum. Die Canadier sind wachsam und laut, klappern mit Pfannendeckeln
und lassen ihre Kinder schreien und heulen. Ein deutsches Ehepaar verfolgt den
Bär sogar mit Kamera, ein unbegreifliches Verhalten.
Hier einige Fotos, auch vom Cavell Glacier
Was stand denn auf dem Zettel?
AntwortenLöschenHmmm das ist wohl etwa das gleiche Gefühl, wie wenn man am Abend vor einem nächtlichen Waldritt "Wrong Turn" schaut...